„Ein Bild verändert Raum. Eine Skulptur ist Raum.“
30.05.2025 PorträtsMizzi Pur kehrt nach einer künstlerischen Schöpfungspause in ihr Liezener Atelier zurück. Was sich in ihrem Schaffen verändern wird und wie sie auch anderen Menschen den Weg zur Kunst ebnen will, erzählt sie im Interview.
Hinter ...
Mizzi Pur kehrt nach einer künstlerischen Schöpfungspause in ihr Liezener Atelier zurück. Was sich in ihrem Schaffen verändern wird und wie sie auch anderen Menschen den Weg zur Kunst ebnen will, erzählt sie im Interview.
Hinter „Mizzi Pur“ steht die Bildhauerin Maria Nimmervoll. Viele kennen dich auch unter deinem Mädchennamen Deisl. Seit wann trägst du diesen Künstlernamen?
„Der Name ist schon während meines Studiums entstanden. Ich wollte die private von der künstlerisch schaffenden Person trennen und hierfür fand ich dieses Synonym äußerst passend. Der erste Teil bezieht sich auf meinen Vornamen und der zweite auf meine Kunst, mit der ich etwas Reines, Unverfälschtes erschaffe.“
Wie lange bist du schon künstlerisch tätig?
„Schon seit meinem 15. Lebensjahr, als ich nach Hallstatt an die Fachschule für Bildhauerei kam. Gleich nach meinem Abschluss habe ich mein Atelier eröffnet.“
Wie haben sich deine Werke im Laufe der Zeit verändert?
„Früher habe ich eher gegenständlich und naturalistisch gearbeitet, wie man es eben von der Pike auf lernt. Doch mit der Zeit sind meine Werke immer abstrakter geworden. Dass meine Arbeiten damals eher kubistisch orientiert waren, lag auch daran, dass sie dem Thema gegolten haben. Heute gelten meine Werke dem, was da ist: dem Baum, dem Moos, der Wurzel. Dies bewirkt, dass meine Arbeiten lebendiger wirken und die Schönheit der Natur besser unterstreichen. Indem ich jetzt viel brachialer arbeite, spürt man auch den künstlerischen Prozess stärker.“
Wieso ist es dir wichtig, den künstlerischen Prozess für den Betrachtenden ersichtlich zu machen?
„Weil es genau dieser Prozess ist, der das Ergebnis bestimmt. Nicht umgekehrt. Wenn ich beginne, Holz zu bearbeiten, weiß ich nicht, wie mein fertiges Kunstwerk aussehen wird. Darum ist es auch so schwierig zu erkennen, wann es fertig ist. Denn im Gegensatz zum Handwerk folgt die Kunst keinem exakten Plan.“
Du hattest eine künstlerische Pause eingelegt. Wie hast du diese genutzt?
„Da ich seit über 20 Jahren Künstlerin bin, war es mir wichtig, einmal stehenzubleiben und meine Arbeit zu reflektieren. In dieser Phase war es auch interessant, alte Skizzen und Zeichnungen durchzugehen. Denn jede einzelne spiegelt meine Biografie wider und zeigt eine bestimmte Lebensphase, in der sie entstanden ist. Dabei habe ich auch versucht, vieles neu zu bewerten. Schließlich wissen wir alle: Wir selbst sind die schärfsten Kritiker unserer eigenen Arbeit.“
Nun kehrst du langsam wieder zurück. Hat diese Schöpfungspause deine Kunst verändert?
„Ja, durchaus. Ich möchte mich künftig nicht mehr zu sehr auf das Format Baumstamm konzentrieren, sondern mich für alle Formen des Holzes öffnen. Die künstlerische Gestaltung von Bauelementen interessiert mich dabei besonders. Zudem möchte ich auch neue Techniken in meinen künstlerischen Prozess einfließen lassen.“
Heißt das, du verabschiedest dich von deiner Motorsäge?
„Nein, die Motorsäge ist für mich wie ein verlängerter Arm, der es mir ermöglicht, in das Holz hineinzuspüren. Ich spreche vielmehr von Techniken, die es erlauben, das Holz in allen Formen auszureizen, egal ob verbrannt, nass oder trocken.“
Du hast dich dem Holz verschrieben. Was ist es, das dich daran so fasziniert?
„Ich liebe seine Haptik, seinen Geruch, seine Individualität und vor allem die Möglichkeit, damit dreidimensional arbeiten zu können. Ich beginne zu schnitzen, bewege mich um das Werk herum, kehre zum Ausgangspunkt zurück, um es wieder zu verändern. Es ist ein künstlerisches Wechselspiel zwischen Inspiration, Ausführung und Reflexion, das mir die Dreidimensionalität einer Skulptur bietet. Denn während ein Bild den Raum zwar verändert, ist eine Skulptur der Raum.“
In der Vergangenheit hast du auch Kurse gegeben, in denen Teilnehmende selbst Skulpturen unter deiner Anleitung schaffen konnten. Wird es diese wieder geben?
„Ja, auch die ersten Termine stehen schon fest. Zum einen wird ein Kurs im Zuge der Styrian Summer Art im Juli auf Schloss Pöllau stattfinden, zum anderen werde ich auch in Liezen zeigen, wie man mit der Motorsäge eine Skulptur aus Holz erschaffen kann. Diesen Kurs werde ich im August in meinem Atelier veranstalten. Da ich jedoch nicht nur Erwachsenen, sondern auch Kindern einen Zugang zu Kunst und Natur ermöglichen möchte, werde ich künftig auch vermehrt mit Schulen kooperieren.“
Was umfasst dein Angebot für Schulen?
„Da gibt es zwei Schwerpunkte. Zum einen gebe ich Kunstworkshops an unterschiedlichen Schulen des Bezirks, zum anderen biete ich auch geführte Waldspaziergänge an. Diese mache ich allerdings ausschließlich mit Volksschulklassen, denen ich dabei zeige, welche Spuren man im Wald findet, wie man eine Salbe aus Harz herstellt und wie weich sich der Waldboden anfühlt, wenn man barfuß darüber läuft. Es ist ein großes Abenteuer für Kinder und wirklich berührend zu sehen, wie viel Liebe und Begeisterung sie der Natur entgegenbringen.“
Wird es in Zukunft auch wieder einmal eine Ausstellung deiner Kunstwerke geben?
„Ja, denn auszustellen und mit anderen über meine Kunst zu sprechen, ist ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit. Auch wenn man nicht nur für andere, sondern auch für sich selbst schöpferisch tätig ist, ist es mir wichtig zu erfahren, was meine Werke in den Menschen auslösen. Schließlich ist Kunst auch ein Stück weit ein Geschenk an die Welt.“