Bis zu einem gewissen Grad wird wohl fast jeder die Meinung teilen, dass die Pflege eine fordernde berufliche Aufgabe ist. Jetzt diese zur Schwerarbeit zu erheben und damit einen früheren Pensionsantritt zu ermöglichen, war vor der Wienwahl ein breitentaugliches Wahlversprechen. ...
Bis zu einem gewissen Grad wird wohl fast jeder die Meinung teilen, dass die Pflege eine fordernde berufliche Aufgabe ist. Jetzt diese zur Schwerarbeit zu erheben und damit einen früheren Pensionsantritt zu ermöglichen, war vor der Wienwahl ein breitentaugliches Wahlversprechen. Allerdings wird dadurch die Schieflage unseres Pensionssystems noch größer, zumal schon zahlreiche Branchen eine ähnliche Besserstellung fordern. Unser schon jetzt unfinanzierbares System gerät also weiter in Schieflage und konkrete Bemühungen um eine echte Sanierung fehlen auch im aktuellen Regierungsprogramm.
Dabei gibt es in den nächsten zwei Jahren keine nennenswerten Wahlen zu schlagen, das Momentum für eine echte Reform wäre also ideal. Zudem braucht man im österreichischen Pensionssystem kein großer Wissenschaftler zu sein, um die nötigen Maßnahmen zu erkennen. Stand jetzt haben wir im internationalen Vergleich sehr hohe Beiträge und eine hohe Nettoersatzrate (Pensionshöhe). Da immer weniger Beitragszahler die Pensionen stemmen müssen, sind die Möglichkeiten bei den Beiträgen beschränkt.
Und auch die Pensionshöhe wird man wohl in aller Regel nicht wirklich angreifen wollen. Was bleibt, ist schlicht eine längere Zeit der Beitragszahlung. Wir werden daher länger arbeiten müssen, um unser System zu erhalten. Diese Maßnahme ist auch die schonendste, betrifft schon in Pension Befindliche gar nicht und stellt auch für Neueintretende eine viel geringere Belastung dar als eine niedrigere Pension. Warum sich alle vor dieser zwingend notwendigen Reform fürchten, ist unverständlich, in zwei Jahren würde kein Mensch mehr ein Wort darüber verlieren.
Franz Wallig