Gastrohilfe aus Nepal
01.08.2025 RegionalesMax Hölzl aus Assach kennt die Herausforderungen in der Gastronomie und den Arbeitsmarkt in Nepal. Er möchte vermitteln und zugleich karitative Projekte unterstützen.
Am Gasherd brutzelt Gemüse, Töpfe klimpern und der Duft ...
Max Hölzl aus Assach kennt die Herausforderungen in der Gastronomie und den Arbeitsmarkt in Nepal. Er möchte vermitteln und zugleich karitative Projekte unterstützen.
Am Gasherd brutzelt Gemüse, Töpfe klimpern und der Duft von frisch zubereitetem Essen hängt in der Luft. Die Vorbereitungen für die Mittagsküche laufen auf Hochtouren – am Tagesmenü stehen Putenragout und Risotto. Die Kochlöffel beim Kollerhof in Assach schwingen Sohan und Arick. „Das sind unsere zwei Perlen in der Küche“, sagt die Senior-Chefin Heidi, die sich nebenbei um das Dessert kümmert. Mit „Perlen“ meint sie nicht nur das handwerkliche Geschick der beiden, sondern ihre ständige gute Laune und das harmonische Arbeitsklima.
Saisonkräfte aus Nepal
Dass zwei junge Nepalesen beim Hotel Kollerhof in Assach in der Küche stehen, ist einem Zufall geschuldet, erzählt der Betreiber Markus „Max“ Hölzl. 2018 reiste er zum ersten Mal nach Nepal. „Ich war sofort verliebt in dieses Land“, sagt er. Gleichzeitig zerriss es ihm das Herz, wie die Menschen vor Ort ausgebeutet werden. Der Tourismus spült viel Geld ins Land, doch nur wenig kommt bei den Einheimischen an. „Ein Träger wird mit ein paar Euro pro Tag abgespeist, Essen und Unterkunft muss er sich damit auch noch selbst zahlen. Der Großteil des Geldes bleibt bei den Vermittlern und Agenturen hängen“, so Hölzl. Er schloss nähere Bekanntschaft mit Sohan, dem damals 21-jährigen Träger. Hölzl wollte ihm eine weiterführende Schule finanzieren, doch Sohan hat abgewunken. Es würde nichts bringen, weil man ohne Beziehungen keine Perspektiven hat, auch mit guter Bildung nicht. Also sagte Hölzl zu ihm: „Dann nehm ich dich nach Österreich mit.“
Meiste Nepalesen im Bezirk Liezen
Für Branchen mit saisonalen Bedarfsspitzen, wie Tourismus oder Landwirtschaft, können Kontingente für die Beschäftigung von Arbeitskräften aus Drittstaaten festgelegt werden. Diese Regelung soll helfen den Personalbedarf zu stillen, wenn er mit Arbeitskräften aus der Europäischen Union nicht gedeckt werden kann. Derzeit sind laut AMS 343 Menschen aus Drittstaaten in solchen Anstellungsverhältnissen im Bezirk beschäftigt, fast die Hälfte davon (160) kommt aus Nepal. In der Steiermark sind nur weitere 29 Nepalesen verstreut. Für die laufende Sommersaison wurde kein einziger Antrag auf Kontingentbewilligung vom AMS Liezen abgelehnt.
Fixer Arbeitsplatz
Sohan hat mittlerweile mehrere Saisonen am Kollerhof verbracht. „Es gefällt mir hier. Die Arbeit macht Spaß und wir haben ein sehr angenehmes Arbeitsklima“, erzählt er in sehr gutem Englisch. Das Kochen hat er in Österreich gelernt. „Den Lammbraten bringt er besser hin als wir“, sagt Chefin Bettina. Arick ist ein Jahr nach Sohan zum Kollerhof gestoßen. Seither sind die zwei Nepalesen in den Hauptsaisonen fixer Bestandteil des Küchen-Teams. Gemeinsam mit Chef Max halten sie den Küchenbetrieb am Laufen.
Bindeglied nach Nepal
Es hat sich ein wenig herumgesprochen und Hölzl erhält Anfragen von Gastbetrieben und von Nepalesen, die zur Saisonarbeit nach Österreich wollen. Mittlerweile hat er schon mehrere vermittelt. Gastronomische Ausbildung bringen zwar die wenigsten mit, doch sie seien sehr lernwillig, sagt Hölzl. „Wenn du die Geduld aufbringst und dich um sie kümmerst, hast du einen loyalen Mitarbeiter über mehrere Jahre hinweg“, spricht er aus Erfahrung. Hölzl bleibt sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber Ansprechpartner. Beschwerden gab es bisher kaum. Sehr viele würden für mehrere Saisonen nach Österreich kommen.
Unseriöse Vermittler
Max Hölzl weiß auch von Scharlatanen zu berichten. Nepalesen, die ihren Landsleuten sehr viel Geld abknöpfen, damit sie sie nach Europa vermitteln. „Es gibt dort Halsabschneider, die ziehen von Dorf zu Dorf und spielen Personalvermittler. Aus Unwissenheit und Gutgläubigkeit zahlen die Arbeiter zum Teil Provisionen von umgerechnet mehr als 10.000 Euro. Die Reisekosten kommen noch hinzu. Das können sie pro Saison gar nicht verdienen“, ärgert sich Hölzl. Einen solchen Vermittler hat er in Ramsau schon entlarvt. Hölzl mutmaßt, dass der jetzt in Großraum Graz mit landwirtschaftlichen Hilfskräften sein Unwesen treibt. Er rät jedem Gastwirt sich genau anzusehen, wer dahintersteckt. Arbeitskräfte zahlen bei ihm keine Prämien und meistens übernehmen die Betriebe auch die Reisekosten. Hölzl selbst will mit seiner Vermittlung gar nichts verdienen. Seine Ambition: „Ich möchte den Menschen helfen, indem ich Arbeit vermittle und zusätzlich Projekte in ihrem Heimatland verwirkliche.“ Dazu schwebt ihm in Zukunft eine Organisation auf Vereinsbasis vor. Die Einnahmen sollen direkt in Infrastrukturprojekte in Nepal fließen.