Gemeinsam säen, gemeinsam schützen
01.08.2025 WirtschaftLandwirtschaftskammer und Naturschutzbund zeigen wie moderne Landwirtschaft und aktiver Naturschutz Hand in Hand gehen können.
Mitten in den Rosswiesen, unweit der Ennsbrücke bei Fischern, fand im Rahmen der „Woche der Landwirtschaft“ eine ...
Landwirtschaftskammer und Naturschutzbund zeigen wie moderne Landwirtschaft und aktiver Naturschutz Hand in Hand gehen können.
Mitten in den Rosswiesen, unweit der Ennsbrücke bei Fischern, fand im Rahmen der „Woche der Landwirtschaft“ eine Pressekonferenz statt. Eingeladen hatten die Landwirtschaftskammer des Bezirkes Liezen und der Naturschutzbund Ennstal-Ausseerland – ein Zeichen für die enge Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz. Das diesjährige Motto: „Wir säen deine Zukunft.“ Die Land- und Forstwirte sind nicht nur Lebensmittelproduzenten und Bereitsteller von Rohstoffen und erneuerbarer Energie, sie gestalten auch die Kulturlandschaft und haben Einfluss auf die Biodiversität. „Die Bauern machen Naturschutz aus Verantwortung – für ihre Betriebe, für ihre Familien und für die Natur“, betonte Kammerobmann Peter Kettner und unterstrich, wie wichtig die Partnerschaft mit dem Naturschutzbund sei: „Wer Ernährungssicherheit will, braucht die Bauern. Und wer Artenvielfalt erhalten will, braucht sie ebenso. Das eine geht nicht ohne das andere.“ Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie stark sich die Landwirtschaft im Bezirk Liezen bereits in den Dienst der Umwelt stellt: 1869 Mehrfachantragsteller zählt der Bezirk, davon wirtschaften rund 33,6 Prozent biologisch – das entspricht 42 Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche. Beeindruckende 42,5 Prozent aller Betriebe setzen auf umweltgerechte und biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung (UBB). Zusammengenommen werden über 76 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen im Bezirk mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Artenvielfalt bewirtschaftet.
„Naturschutz hat immer Platz“
1185 Betriebe im Bezirk weisen außerdem spezielle Biodiversitätsflächen aus – jeder, der bei Bio oder UBB mitmacht, muss mindestens sieben Prozent seiner Mähflächen dafür bereitstellen und dabei auf bestimmte Schnittzeitpunkte Rücksicht nehmen. So entstehen wichtige Rückzugsräume für Pflanzen, Insekten und Vögel. Peter Kettner zeigt auf den Rosswiesen einen Streifen zwischen seinen Maisfeldern – ausgewiesen als Biodiversitätsfläche. „Die Bauern leben von der Produktion, aber der Naturschutz hat immer Platz“, bekräftigt er. Eindrucksvoll schilderte auch Klaus Stenitzer, Biobauer aus Mitterberg-Sankt Martin, seine Beweggründe: „Wir leben in der Natur, mit der Natur und von der Natur. Wir geben ihr auf unserem Hof bewusst Raum – und das tut uns nicht weh.“ Stenitzer zählt zu jenen Landwirten, die schon früh auf freiwillige Biodiversitätsmaßnahmen gesetzt haben.
Naturschutzprogramm
16 Prozent der Betriebe im Bezirk Liezen nehmen außerdem am ÖPUL-Naturschutzprogramm teil. Dort wird gänzlich auf mineralische Düngung und großteils auch auf Wirtschaftsdünger verzichtet. Außerdem wird spät gemäht – ein entscheidender Faktor für die Entwicklung seltener Pflanzenarten. Karin Hochegger, Regionalstellenleiterin des Naturschutzbundes, betont den Wert solcher Programme: „Wo Monokultur dominiert, verschwindet die Artenvielfalt. Schon kleine Flächen mit Rücksicht auf die Natur haben enorme Wirkung.“ Der Naturschutzbund selbst bewirtschaftet im Bezirk rund 20 Hektar wertvolles Grünland. „Das ist auch eine Entlastung für die Landwirtschaft“, so Hochegger. Zu bemerken sei ein Umdenken – vor allem bei den jungen Generationen: „Heute wird mehr auf Artenvielfalt und Blühstreifen geachtet als noch vor einigen Jahren“, stellt Kammerobmann-Stellvertreter Johannes Zeiler fest. Eine große Herausforderung sei die Bürokratie.
Ein Mosaik der Vielfalt
Das große Ziel ist ein „buntes Mosaik“ – wie es Peter Kettner nennt – an Lebensräumen. Denn jedes Tier und jede Pflanze stellt spezifische Ansprüche an ihren Lebensraum. Diese Vielfalt, die natürliche Dynamik von Wiesen, Wäldern und Gewässern, macht die Stärke der Kulturlandschaft aus. Die speziell angelegten Biodiversitäts- und Naturschutzflächen in der Steiermark erreichen ein Rekordniveau – mit weiter steigender Tendenz. Sie sind nicht nur ein Rückzugsort für Insekten, Vögel und Amphibien, sondern auch ein lebendiges Beispiel dafür, wie Landwirtschaft und Naturschutz gemeinsam Zukunft säen.