Mit Herz und Lederjacke: Der neue Pfarrer von Gröbming
01.11.2024 PorträtsAndré Manke ist seit knapp zwei Monaten evangelischer Pfarrer in Gröbming. Mit dem „Ennstaler“ spricht der vierfache Familienvater über seine Leidenschaft für alte Sprachen und Rapid Wien.
Mit 1. September traten Sie Ihren Dienst in ...
André Manke ist seit knapp zwei Monaten evangelischer Pfarrer in Gröbming. Mit dem „Ennstaler“ spricht der vierfache Familienvater über seine Leidenschaft für alte Sprachen und Rapid Wien.
Mit 1. September traten Sie Ihren Dienst in der evangelischen Kirche Gröbming an. Haben Sie sich schon eingelebt?
„Wir wurden in Gröbming herzlich empfangen und haben uns schon akklimatisiert. Besonders hervorzuheben ist die Willkommenskultur in Gröbming. Ich werde oft angesprochen auf der Stra- ße. Vermutlich werde ich anhand meiner Lederjacke identifiziert, die ich oft trage (lacht).
So richtig eingelebt ist man als Pfarrer erst, wenn man einen Jahreskreislauf in einer Gemeinde durchlebt hat. Unser vierjähriger Sohn fühlt sich jedenfalls wohl. Er meinte, der Kindergarten hier sei ,noch besser‘ als jener in Graz.“
Sie waren zuvor in Graz tätig. Warum fiel die Entscheidung auf Gröbming?
„Wir wollten eine geografische Veränderung und wir kannten Waltraud und Manfred Mitteregger schon über viele Jahre. Stellen für evangelische Pfarrer sind ja viele ausgeschrieben. Gröbming war schon länger auf unserer Landkarte, da die Pfarrgemeinde meiner Frau eine Stelle als Gemeindepädagogin angeboten hat. Erste, unverbindliche Gespräche mit dem Kurator gab es vor gut einem Jahr. Da hab ich schon gemerkt, dass die Chemie passen könnte. Nach gründlicher Abwägung im Familienrat gab es schließlich von allen grünes Licht.“
Was hat sie dazu bewegt, Pfarrer zu werden?
„Ich wuchs in einer gläubigen Familie auf. Als ich 15 war, fragte mich ein amerikanischer Geistlicher, ob ich Pfarrer werden will. Ich sagte: Nein. Aber der hat mein Interesse in Bezug auf den Glauben geweckt. Ich erkannte, dass das etwas mit Leben zu tun hat. Dass das stärkend ist. Ich entwickelte ein Vertrauen zu Gott. Dieser Pfarrer hat mich bis ins junge Erwachsenenalter gefördert. In der Oberstufe hatte ich viele Klassenkameraden, die Interesse an Theologie und Philosophie hatten und mit denen habe ich mich ausgetauscht. Ich hatte auch Interesse an alten Sprachen wie hebräisch, altgriechisch, aramäisch und Latein. Erst im Theologiestudium ist im Zuge von Praktika der Entschluss gereift, Pfarrer zu werden. Danach war ich elf Jahre in Thüringen, bin 2009 nach Graz übersiedelt und seit September in Gröbming.“
Sie sind Vater von vier Kindern. Wie ging es den Kindern mit dem Umzug?
„Bei unseren Kindern besteht ein starker Wien-Bezug. Unser ältester Sohn studiert dort bereits Kunst mit Schwerpunkt Comic, Filmanimation und Experimentalfilm. Die Zweitgeborene hat die Matura und möchte auch in Wien studieren. Die Dritte hat noch zwei Jahre im Stainacher Gymnasium und unserem jüngsten gefällt es im Gröbminger Kindergarten, wie vorhin erwähnt.“
Der Wien-Bezug wirkt sich bei Ihnen auch in sportlicher Natur aus.
„Ich bin leidenschaftlicher Fußballer, habe früher selbst gespielt und auch Kinder- und Jugendgruppen trainiert. Ich weiß nicht, ob man das hier überhaupt sagen darf, aber ich bin von klein auf Rapid-Fan.“
Welche Ziele haben Sie sich für Gröbming vorgenommen? Was ist Ihnen als Pfarrer besonders wichtig?
„Ich möchte Kinder- und Familienfreundlichkeit weiter fördern. Meine Vision ist die wachsende Gemeinde. Und zwar nicht nur in Zahlen, sondern charakterlich in Liebe, Geduld und Sanftmütigkeit. In einer Predigt brachte ich die Metapher, dass das GB-Kfz-Kennzeichen die Abkürzung für Güte und Barmherzigkeit ist. Das möchte ich fördern. Auch in Öblarn möchte ich das evangelische Leben intensivieren. Mir ist‘s zu wenig, sieben Mal im Jahr da hinzufahren.
Die Zusammenarbeit auf politischer Ebene mit den Bürgermeistern ist mir ebenso wichtig. Ich möchte, dass die evangelische Kirche im öffentlichen Leben wahrgenommen wird.“