Sommerzeit oder Winterzeit – ist die Zeitumstellung noch zeitgemäß?
08.08.2025 Junges EnnstalMillionen Menschen in Europa stellen zweimal im Jahr die Uhr um. Einmal wird der Zeiger eine Stunde nach vorne und einmal im Jahr eine Stunde nach hinten geschoben. Die Frage, warum es die Zeitumstellung gibt und was der Sinn dahinter sein mag, ist eine andauernde Debatte, die zwei ...
Millionen Menschen in Europa stellen zweimal im Jahr die Uhr um. Einmal wird der Zeiger eine Stunde nach vorne und einmal im Jahr eine Stunde nach hinten geschoben. Die Frage, warum es die Zeitumstellung gibt und was der Sinn dahinter sein mag, ist eine andauernde Debatte, die zwei Fronten herausgebildet hat.
Für viele Menschen ist die Zeitumstellung bereits zur Routine geworden. Andere wiederum empfinden diese als lästig oder sogar gesundheitlich belastend. Erstmals bekannt wurde die Idee der Zeitumstellung im 18. Jahrhundert unter Benjamin Franklin. Er begründete seine Idee durch die damals fehlende Elektrizität. Durch eine Umstellung der Zeit würden die Tagesstunden besser genutzt werden können und der Verbrauch von Kerzen würde sinken. Offiziell wurde die Zeitumstellung jedoch erst zur Zeit des Ersten Weltkriegs 1916, aufgrund von Energiesparmaßnahmen, eingeführt. Diese Einführung war nicht von Dauer und wurde nach dem Ersten Weltkrieg wieder abgeschafft. Zu Krisenzeiten, wie dem Zweiten Weltkrieg oder zur Zeit der Ölkrise, wurde jedoch wieder auf eine Zeitumstellung zurückgegriffen. So wie es die Zeitumstellung heute noch gibt, wurde diese in den 1980er-Jahren in der EU einheitlich geregelt. Die Sommerzeit beginnt am letzten Sonntag im März und endet am letzten Sonntag im Oktober. Der eigentliche Sinn, um eine Zeitumstellung permanent einzuführen, war ebenso simpel wie früher. Es ging um die bessere Nutzung der Tagesstunden – und das besonders im Sommer. Der Grundgedanke blieb also gleich. Studien der heutigen Zeit zeigen jedoch auch, dass der Energiespareffekt nahezu ausbleibt.
Pro und Contra Sommerzeit
Das Umstellen der Uhr ist ein sehr umstrittenes Thema der heutigen Gesellschaft. Die einen finden es lästig, anderen ist es egal und wieder andere klagen über gesundheitliche Probleme. Für die Sommerzeit sprechen längere Abende, das bedeutet nach der Arbeit ist es länger hell und die Freizeit findet noch bei Tageslicht statt. Auch die Wirtschaft profitiert von der Sommerzeit. Längere Tage bringen vor allem in Branchen wie dem Tourismus oder dem Einzelhandel mehr Umsatz. Außerdem empfinden viele Menschen die „helle Zeit“ am Abend als wesentlich angenehmer als die dunkle Zeit. Die Laune und Motivation steigt und Menschen können leichter produktiv sein. Gegen die Zeitumstellung sprechen vor allem gesundheitliche Probleme. Manche Menschen haben Schlafprobleme, Konzentrationsprobleme oder eine Art Mini-Jetlag. Diese treten vor allem direkt nach der Umstellung auf. Studien belegen auch ein kurzzeitig erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Verkehrsunfälle. Außerdem wird große Kritik an der „künstlichen“ Zeit geübt. Die biologische Uhr des Menschen orientiert sich nämlich an der Normalzeit, oder auch bekannt als Winterzeit.
Wird die Zeitumstellung bald abgeschafft?
Das Thema schlägt so weit Wellen, dass es eine EU-Debatte gibt, die eine Abschaffung der Zeitumstellung diskutiert. 2018 wurde eine Online-Umfrage durch die EU-Kommission durchgeführt. Es nahmen über 4,6 Millionen Menschen teil und etwa 84 Prozent der Teilnehmenden stimmten für eine Abschaffung der Zeitumstellung. Infolgedessen reichte die Kommission einen Vorschlag ein. Dieser beinhaltete die Idee, dass ab 2021 jedes Land selbst entscheiden kann, ob es dauerhaft die Sommerzeit oder dauerhaft die Winterzeit einführen will. Daraus bildete sich das Problem der Uneinigkeit unter den Mitgliedsstaaten, weshalb der Vorschlag bis heute auf Eis liegt. Weiters gab es die Sorge eines „Zeit-Fleckerlteppichs“. Damit sind die verschiedenen Zeitzonen gemeint, die innerhalb der europäischen Mitgliedsstaaten auftreten würden, wenn jeder Mitgliedsstaat selbst zwischen Sommerzeit und Winterzeit entscheiden könnte. Die Sommerzeit, die also einst eine politische Maßnahme zur Ressourcenschonung war, steht heute zunehmend kritisch im Mittelpunkt. Obwohl viele Menschen die längeren Abende genießen, gibt es Studien, dass die gesundheitlichen und energetischen Vorteile begrenzt oder gar nachteilig sind. Ob die Zeitumstellung in Europa je abgeschafft wird, bleibt aktuell offen.
Christina Gösweiner